Hufschmied

Islandreise 2014

Ich glaube jeder der Islandpferde hat, träumt davon einmal nach Island zu fahren.
Bei mir war es dieses Jahr endlich, das erste Mal, so weit.
Anfang des Jahres schlug mir meine Freundin Eva vor, dass wir uns doch als freiwillige Helfer für das Landsmot melden sollten, gesagt getan.
Nach einigen Vorbereitungsschwierigkeiten (man kann keinen Mietwagen in Island mieten ohne Kreditkarte!), war es am 26.06 endlich so weit. Nach Evas Meinung, mitten in der Nacht, flogen wir los, immer mit der Sonne mit, so dass wir die ganze Zeit strahlenden Sonnenschein, über den Wolken hatten. Damit war es leider, kaum gingen wir in den Landeanflug über, vorbei. In Island erwartete uns eine dichte Wolkendecke und Nieselregen, so hatten wir uns unseren Urlaubsstart natürlich nicht vorgestellt und der Gedanke im Regen das Zelt auf zu bauen erheiterte uns nicht gerade.
Zum Glück lies der Regen aber während des Flughafentransfers nach, so dass wir unser Zelt auf dem Reykjaviker Campingplatz im Trocknen und vor allem im Hellen (es war so ca. 2:30 Uhr in der Nacht!) aufbauen konnten.

Campingplatz Reykjavik
Am nächsten Tag hatten sich alle Wolken verzogen und wir erkundeten etwas die Innenstadt von Reykjavik.
Wenn man in einer so schönen alten Stadt wie Marburg aufgewachsen, erscheint einem Reykjavik als etwas chaotisch und zusammengewürfelt, dennoch haben wir unseren Stadtbummel genossen, sind durch gefühlt 1000 Wollläden gestöbert und haben natürlich trotzdem nichts gekauft, denn unsere Rucksäcke waren schon so schwer und gut gefüllt.
Das Highlight war das Kaffeetrinken im strahlenden Sonnenschein, im Top!!!! Mit sehr netter musikalischer Untermalung einer jungen isländischen Band, hätten wir gewusst, wie sich das Wetter entwickelt, hätten wir diesen Tag wohl noch mehr genossen.
Am Abend gingen wir dann noch in das Schwimmbad, welches praktischer Weise direkt neben dem Campingplatz liegt.

Reykjavik 1Reykjavik 2Reykjavik 3Reykjavik 4Reykjavik 5
Ein Wort zu isländischen Schwimmbädern: Für uns Deutsche etwas ungewohnt, man zieht seine Schuhe gleich am Eingang aus und lässt sie dort auch stehen. In den Duschen hängen Seifenspender und es gibt meistens gleich mehrere Babybadewannen. Das heiße Wasser aus den Wasserhähnen riecht (besonders in Reykjavik) immer nach Schwefel. In den Schwimmbädern gibt es meistens gleich mehrere Hot Pots in unterschiedlichen Temperaturbereichen, wobei 39-40°C wirklich sehr warm sind! Außerdem ist ein Schwimmbadbesuch einfach unglaublich günstig und definitiv sehr zu empfehlen!
Am nächsten Tag stand dann etwas Touri-Programm auf dem Zettel, wir hatten am tag vorher eine Bustour zum Golden Circle gebucht und wurden netterweise direkt am Campingplatz vom Bus abgeholt. (Man kann in Island sehr gut Bus fahren, es gibt auch viele private Unternehmen, die nicht viel teurer und meist wird man bequem an seinem Hotel/Hostel/Campingplatz abgeholt!)
Unser Guide war sehr nett, lustig und sprach ein hervorragendes Englisch und unterhielt uns nicht nur zu dem, was wir in der Landschaft sehen, konnten, sondern ließ auch viele Informationen zur isländischen Geschichte, Politik und Industrie fallen, gespickt mit vielen lustigen Anekdoten.
Der erste halt war ein Geothermie-Kraftwerk in der Nähe von Reykjavik, auch genannt die „Wolkenfabrik“.  Es ist einfach faszinierend zu sehen, wie viel natürliche Energie in diesem Land steckt und die Preise für die Energie machen einen, als deutsche, doch etwas neidisch.

Geothermiewerk
Natürlich standen dann auch noch der große Geysir, der aber nicht mehr so richtig aktiv ist, weswegen man nur seinen kleinen Bruder den Strokkur bewundern kann, sowie Gullfoss und Thingvellir auf dem Programm.
Man könnte so viel über diese beeindruckende Natur schreiben, die Wahrheit ist aber, man muss es selbst erleben.
Island ist atemberaubend schön, ich versuche später noch mehr zu dem „Island-Gefühl“ zu schreiben.
Leider ist der Golden Circle natürlich mittlerweile sehr touristisch, weswegen ich froh war, später noch mehr von dem unberührteren Island zu sehen.

KraterseeStrokkurGullfossWasserfallThingvellir 1Thingvellir 2
Zum Ende des Tages gab es dann noch eine lustige Geschichte, wir steigen aus dem Bus aus (der uns natürlich wieder bis zum Campingplatz gebracht hatte) und ich bemerke nur Sekunden später, dass ich meine Kamera im Bus habe liegen lassen, also sprinte ich los, in der Hoffnung den Bus noch anzuhalten, hinter her.
Zum Glück springt die nächste Ampel auf Rot, so dass ich auf ca. 10m an den Bus herankomme, doch natürlich schaut der Busfahrer nicht in den Rückspiegel, die Ampel wird wieder grün und der Bus fährt los…
In dem Moment kommt von hinten ein Auto angefahren, die Beifahrertür springt auf und ein Isländer winkt mich in sein Auto. Ich springe hinein, er fährt los (über die mittlerweile schon wieder rote Ampel!) dem Bus hinter her.
Nachdem ich meine Kamera wieder hatte, hat er mich sogar wieder zum Campingplatz zurück gefahren!
Diese Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft habe ich als in Island übrigens sehr häufig erfahren!

Am nächsten Tag ging es dann in aller Frühe nach Hella, dass viel viel kleiner war als gedacht. Vorgestellt hatte ich mir zumindest eine kleine Stadt, in Wahrheit ist Hella aber nicht mehr als ein mittelgroßes deutsches Dorf.
In Hella angekommen wussten wir erstmal nicht so ganz wohin, wir hatten, typisch deutsch, erwartet, dass das Landsmotgelände groß ausgeschildert sein würde, aber es gab nicht ein Hinweisschild!
Zum Glück konnte uns aber in einem Cafe weiter geholfen werden und zu unserem noch größeren Glück, war es auch nicht weit zu laufen, so dass wir unsere Rucksäcke nicht zu weit schleppen mussten.
Noch war ja auch das Wetter gut und wir ärgerten uns so langsam so viele „unnütze“ warme Klamotten eingepackt zu haben, aber wir ahnten ja auch nicht, was noch für ein Wetter kommen sollte.
Angekommen beim Landsmot haben wir uns eine wunderschöne (wenn auch, wie sich später herausstellen sollte nicht praktische) Stelle zum Zelten ausgesucht, Moosboden, zwischen ein paar kleinen isländischen Büschen und bauten unser Zelt mal wieder im strahlenden Sonnenschein auf.
Danach gingen wir dann schon mal Pferde gucken, es liefen die 7jährigen Stuten.
Die Qualität der gezeigten Pferde war einfach beeindruckend, kein Vergleich zum deutschen „Standard-Isländer“, einziger Trost für uns war, dass auf dem Landsmot natürlich die besten der besten zu sehen waren und unser Geldbeutel eh nicht ausreichend ist, für nur eines dieser Pferde!

Rennpass Stute 1
Da das Landsmot ja etwas ungeplant einen Tag früher anfing, aufgrund der zahlreichen Qualifikationen, legten wir Sonntag schon mal eine Extraschicht ein.
Meine Aufgabe war am Tor stehen und die Tickets (in Form von Armbändern) kontrollieren, wer eins hat durchwinken, wer keins hat bitte rechts einordnen.
In der Theorie klingt das auch ganz einfach, in der Praxis stellte sich heraus, dass alte isländische Farmer nicht wirklich gut Englisch sprechen (und ich leider auch kein Wort Isländisch), aber dank Händen und Füßen hat die Kommunikation am Ende doch meist geklappt.

Der Montag begann dann damit, dass wir um ca 4:30 Uhr davon aufwachten das Regen und Sturm an unserem Zelt zerrten, gut wir lagen ja trocken und warm, also rumdrehen und weiterschlafen…
Bis mir um ca. 5:00 Uhr ein erster Tropfen auf den Kopf fiel.
jetzt erwies sich unser Zeltplatz als alles andere als ideal. Der Moosboden war nämlich so weich, dass kein Hering bei dem starken Wind hielt, so dass der Wind die Außenzeltplane ans Innenzelt drückte und so natürlich auch Wasser durch kam.
Also sprangen wir bei stürmischen Wind und Regen, in Schlafklamotten, ums Zelt rum und steckten die Heringe wieder fest.
Um 10 Uhr fand dann endlich das „Information-Meeting“ für die Helfer statt, was allerdings so informativ auch nicht war, was unsere Aufgaben jetzt tatsächlich seien etc. wurde jedenfalls immer noch nicht klar, die Organisation war etwas chaotisch, aber das scheint typisch isländisch zu sein und ist auch, wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, auch irgendwie sehr sympathisch.
Das positive Resultat aus dem Meeting war jedoch, dass für uns Helfer eine Übernachtungsmöglichkeit im Gemeindesaal von Hella organisiert wurde, da noch stärkerer Sturm angekündigt war.
Fast alle Helfer nutzen auch die Gelegenheit des Umzuges, so dass im Gemeindesaal eine Schulausflugsstimmung aufkam.
Geschlafen habe ich allerdings während meines gesamten Islandaufenthaltes nicht wirklich viel, erstens war es ja ständig hell, so dass man jegliches Zeitgefühl verloren hat und einfach nicht müde wurde („Wie es ist echt schon 3?!?) und zweitens bin ich es einfach nicht gewohnt mit Schnarchern in einem Raum zu schlafen. Ein ganz besonderes Dankeschön geht hiermit an eine englische Helferin, die mir eines nachts Ohrstöpsel schenkte, offensichtlich hatte sie Mitleid mit mir. 😀

Dienstag wollten wir natürlich dann so viel wie möglich vom Landsmot mitbekommen, aber das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung, es regnete und stürmte so, dass der Regen schon fast waagerecht kam.
Was den Isländern nicht viel ausmachte, die mummelten sich in ihre Overalls und Regenhosen ein, oder setzten sich einfach in ihr laufendes Auto, welches am Rande der Ovalbahn geparkt wurde. Natürlich hatte ich alles Mögliche in meinen Rucksack eingepackt, aber keine Regenhose!!!
Immerhin konnten jetzt dank kuschliger 6-9°C auch die langen Unterhosen und Unterhemden einer Verwendung zugeführt werden.

Das Wetter war aber sogar für isländische Verhältnisse so schlecht, dass irgendwann die Bahn tatsächlich unbereitbar war und das Landsmot unterbrochen wurde!

Irgendwann war es mir dann zu viel und ich habe mir tatsächlich bei 66°North eine Regenhose in quietschorange gekauft, zu meiner orange-roten Regenjacke natürlich top, aber in Island stört so etwas nicht wirklich.
Außerdem bei der Party auf dem Landsmot habe ich mich in Jeans und Top tatsächlich völlig falsch angezogen gefühlt, in Regenhose und Islandpullover wäre ich viel modischer unterwegs gewesen!

Zum Thema Party ist wohl zu sagen, dass ich nie wieder auf leeren Magen trinken werde, da es mir am nächsten Tag so elend ging, dass ich tatsächlich bis zum Abend nichts runter gebracht habe.
Die Isländer sind da wohl etwas trinkfester 😉 aber bleiben sehr angenehm, wo in Deutschland die Stimmung schnell kippt und sich auch mal geprügelt wird, gab es sowas auf dem Landsmot gar nicht, nur die isländischen Männer wurden teilweise doch recht anhänglich.
Die Musik war größtenteils super, Donnerstag gab es isländischen und englischen Rock, freitags eher isländische Musik (natürlich live), nach der Live-Musik wurde freitags dann allerdings isländischer Techno gespielt, was uns (und auch viele Isländer) schlagartig in die Flucht schlug, aber vielleicht war das ja auch der Sinn der Sache?

Ein bisschen schade war, dass ich, dadurch, dass wir keinen Leihwagen hatten, bis Donnerstags kaum etwas von der wunderschönen Natur Islands gesehen habe, sondern nur zwischen Hella und dem Landsmotgelände hin und her pendelte.
Liebenswerter Weise hat mir Toti am Donnerstag und Freitag noch etwas von dem wirklichem Island gezeigt, so habe ich endlosen schwarzen Lavastrand gesehen und tatsächlich auch mal in einem natürlichen Hot Pot gesessen.

Hot Pot

Das absolute Islandhighlight war allerdings, für mich, Totis Geburtstag, zu dem er mich mit ins Hochland nahm.
Gefeiert wurde, mit der Familie auf einer isländischen Schafabtriebshütte im Hochland.
Allein die Fahrt dahin war ein Erlebnis, ohne Allrad geht hier nichts und es ist völlig normal, dass der Weg durch Flüsse hindurch führt!
Die Hütte lag am Fuße des Eyjallafjallajökulls, so dass man aus dem Fenster der Hütte einen traumhaften Blick auf den Gletscher hatte, oder wie die Isländer sagten „das schönste Fenster der Welt“ und ich bin geneigt ihnen zuzustimmen.

Im Hochland wird einem die Weite, die Unberührtheit und die Wildnis Islands besonders eindrucksvoll bewusst.
Man steht auf einem Berg, kann kilometerweit sehen und um einen herum nichts als Stille.
Man fängt an zu verstehen, warum die Isländer an Feen glauben und warum sie ein anderes Verhältnis zur Zeit haben, als wir.
Man fühlt sich auf einmal ganz klein und dennoch wie ein Teil vom Ganzen.
Dieses Gefühl ist irgendwie magisch, verzaubert einen und setzt einem eine Sehnsucht ins Herz, so dass jeder der einmal in Island war, wieder zurückkommen möchte.

Auch ich sitze jetzt hier und wünsche mich zurück.

1 comment to Islandreise 2014

  • Dein Bericht klingt ja echt gut und verlockend! Das mit der Stille in weiter Landschaft kenne ich von Schottland, den Inseln und Highlands, und auch da zieht es mich oft hin zurück …. auch die Hilfsbereitschaft der Einheimischen erinnert daran.